Wie du durch die Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Wünschen deine Beziehungen aufs Next Level bringen kannst

Ich möchte in diesem Artikel auf den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Strategien eingehen und warum diese Unterscheidung so essenziell ist, wenn wir in unseren Beziehungen in Freiheit verbunden und in Verbindung frei sein wollen.

Habe ich diesen Unterschied nicht klar und erwarte ich, dass mein Beziehungsgegenüber all meine Bedürfnisse erfüllt bzw. für deren Erfüllung zuständig ist, dann gibts früher oder später Probleme. Denn: kein Mensch kann all deine Bedürfnisse erfüllen!

In der frühen Kindheit war es mal so, dass eine Bindungsperson, meist die Mutter, für die Erfüllung aller Bedürfnisse gleichzeitig zuständig war – Essen, Schlaf, emotionale Zuwendung, Körperlichkeit, Sicherheit und eine gesunde Balance zwischen Anregung und Entspannung.

Doch als Erwachsene ist es unrealistisch, dass jemand anderes das kann und macht und sorgt für viel Frust, Leid und Enttäuschung auf beiden Seiten, wenn das frühkindliche Sehnen nach Mama oder Papa auf das erwachsene Beziehungsgegenüber übertragen wird.

Und wie komme ich da raus, fragst du dich jetzt vielleicht? Wer ist denn dann für was zuständig in Beziehung?

Die letzte Frage kannst natürlich nur du gemeinsam mit deinem Beziehungsgegenüber klären (das ist Verhandlungssache in einer Beziehung!), aber ich kann dir wichtiges Basiswissen mitgeben, um dich besser zu verstehen und Verstrickungen entwirren zu können.

Zuerst zu den Bedürfnissen:

BEDÜRFNISSE sind etwas Elementares. Sie sind in uns angelegt und entsprechen einem tiefen Verlangen, ihre Erfüllung ist essenziell für jeden von uns. Es gibt grundlegende Bedürfnisse wie das nach Nähe, Geborgenheit, Sicherheit, Autonomie, Kontrolle oder Wertschätzung. UND DIESE BEDÜRFNISSE, DASS ES SIE GIBT UND DASS SIE ERFÜLLT WERDEN MÜSSEN, IST NICHT VERHANDELBAR! Sie sind ebenso Fakt wie die Notwendigkeit, dass sie erfüllt werden.

Nun zu den Strategien zur Erfüllung der Bedürfnisse. Man kann auch von Wünschen sprechen oder der Art und Weise, wie ich ein Bedürfnis erfüllen mag.

WÜNSCHE sind unsere Vorstellungen über die Art und Weise wie wir unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen wollen und vom wem. Zum Beispiel der Wunsch, mit dem Partner täglich zu sprechen, emotionale Gespräche zu führen oder zu kuscheln, um das Bedürfnis nach Nähe und Verbindung zu stillen. UND DIESE WÜNSCHE, DIE ART UND WEISE WIE UNSERE BEDÜRFNISSE ERFÜLLT WERDEN SOLLEN UND VOM WEM, SIND VERHANDELBAR.

Und nicht nur das: wir unterscheiden uns in unseren Wünschen, in der Art und Weise wie wir unsere Grundbedürfnisse erfüllt sehen wollen. Wir fühlen uns auch alle auf verschiedene Arten verbunden – unser Bindungsempfinden wir auf unterschiedliche Art und Weise genährt, je nachdem welcher Bindungstyp in uns am stärksten ausgeprägt ist (mehr hierzu im Online Kurs „Die 15 Bindungstypen“).

Streit und Konflikte in Beziehungen entstehen oft, wenn wir an unseren Wünschen, also an unseren Vorstellungen anhaften wie genau ein Bedürfnis erfüllt werden soll und der andere das nicht genau so macht (aus welchen Gründen auch immer).

LÖSUNGEN in solchen Konflikten findet man nicht auf Ebene der Wünsche, sondern auf Ebene der Bedürfnisse. Wenn du erkennst, welches Bedürfnis da eigentlich hinter deinem Wunsch steckt, dieses voll und ganz annimmst als nicht verhandelbar und gleichzeitig die Flexibilität aufbaust über das WIE, die Strategie zur Erfüllung des Bedürfnisses zu verhandeln.

Hier ein Beispiel:

Du und dein Beziehungsgegenüber kommen abends nach Hause. Du wünschst dir zusammen aufs Sofa zu liegen und zu kuscheln, er will joggen gehen. Wenn ihr nun drum streitet, wer sich an wen anpasst, wird’s schwierig.
Besser ist es rauszufinden, welches Bedürfnis hinter eurem scheinbar gegensätzlichen Wunsch steckt.
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Könnte es bei beiden das Bedürfnis nach Entspannung sein? Und ihr habt unterschiedliche Strategien gewählt euch das Bedürfnis erfüllen zu wollen?
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Wenn ihr wisst, es geht euch um Entspannung, vielleicht geht es auch dir um Nähe und ihm um Entspannung (findet es heraus!), dann könnt ihr neu verhandeln:
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WIE KÖNNEN BEIDER BEDÜRFNISSE ERFÜLLT WERDEN?
Zum Beispiel bei einem gemeinsamen Spaziergang im Wald?
Zum Beispiel indem du joggen gehst und ihr danach kuschelt?
Zum Beispiel indem er zuhause Sport macht zum Entspannen und du in seiner Nähe ein Buch liest?
Zum Beispiel, indem ihr was ganz anderes macht? …
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Wenn man von den konkreten Vorstellungen wie ein Bedürfnis erfüllt werden soll, weggeht und stattdessen erkennt, was das Bedürfnis ist und darüber in Austausch geht, dann tut sich ein bunter Strauss an Möglichkeiten auf.
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Dann könnt ihr gemeinsam rausfinden, wie ihr beide bekommt, was ihr braucht (oder damit umgeht, wenn dem nicht so ist). Lösungsorientiert statt das Trennende sehend (denn so scheint es erst mal, wenn du kuscheln willst und er joggen).
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Bedürfnisse sind nicht verhandelbar. Strategien schon.

Hilft dir diese Unterscheidung? Kennst du Konflikte, die aus der Verwechslung von Bedürfnis und Strategie in Beziehungen entstehen? Und magst du mal schauen, ob du auf der Bedürfnis- statt der Strategieebene Lösungen finden kannst?

Ich wünsche dir viel Freude und Neugier beim Forschen. Und falls du dir dieses oder andere Themen im Zusammenhang mit deinem Next Level Beziehungen in der 1:1 Arbeit anschauen magst, dann melde dich sehr gern bei mir und wir schauen, wie ich dich auf deinem Weg zu bewussten, wahrhaftigen und in der Tiefe näheren Beziehungen unterstützen kann.

Herzlich,
Linda